Übermäßige Pädophilie unter Priestern?   
  
Geschrieben von: pethens  
Sonntag, den 16. Dezember 2012 um 15:30 Uhr

Professor Dr. Norbert Leygraf hat am 7. Dezember 2012 in Trier das Ergebnis einer Studie vorgestellt, die unter dem Titel „Sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in Deutschland - Eine Analyse forensischer Gutachten 2000-2010“ steht. Die Deutsche Bischofkonferenz hat hierzu die entsprechenden Schautafeln veröffentlich.

Das Ergebnis dieser Studie, so ging es durch die Medien, zeige, daß es keine Häufung der Pädophilie unter Priestern gäbe. Dieses Ergebnis überrascht, hat sich doch das Problem der Pädophilie von Priestern gerade in den letzten Jahren weltweit in den Focus der Öffentlichkeit geschoben. Immer neue Fälle, selbst aus den hintersten Winkeln des Erdkreises, wurden bekannt. Daß die von Prof. Leygraf vorgelegten Ergebnisse der Kirche willkommen sind, scheint nach verschiedenen Stellungnahmen unbezweifelt. Aber was sagen die Schautafeln denn wirklich aus?

Studie als PDF (130,90 KB)

Sie stellen eine Analyse von 78 psychiatrischen Gutachten dar, die die kirchlichen Behörden den Wissenschaftlern zur Verfügung stellten. Einige Bistümer haben sich an dieser Untersuchung nicht beteiligt. Das zur Verfügung gestellte Material dürfte daher nicht vollständig sein.  Der ausgewählte Zeitraum, 2000-2010, läßt vermuten, daß es erst seit dieser Zeit pychiatrische Gutachten zu bekannt gewordenen Fällen gibt.


Wieviel Fälle psychiatrisch nicht untersucht wurden, wird nicht mitgeteilt. Wir haben es also mit einer doppelten Dunkelziffer zu tun, mit den nicht mitgeteilten und mit den nicht bekannt gewordenen Fällen. Der Untersuchungsgegenstand ist zudem nicht auf die Pädophilie eingeschränkt gewesen, sondern schloß  auch sexuelle Handlungen unter Erwachsenen ein. Die undurchsichtigen Auswahlkriterien wie auch der Untersuchungsauftrag lassen gleichwohl erkennen, daß die Studie keineswegs repräsentativ für die Tendenz der Pädophilie unter Priestern ist.

Streng genommen bezieht sich das Ergebnis nur auf die mehr oder weniger zufällig vorhandenen und zur Verfügung gestellten 78 Gutachten. A = A - deshalb läßt sich aus ihnen weder eine Aussage zur Dunkelziffer, noch über die Verbreitung der Pädophilie unter Priestern, noch über ihre abnehmende oder zunehmende Tendenz machen.
"Da steh' ich nun, ich armer Thor! Und bin so klug als wie zuvor" (Goethe).

Hinweise:
Das Statement von Bischof Dr. Stephan Ackermann und die Präsentation von Professor Dr. Norbert Leygraf finden Sie untenstehend zum Herunterladen.

Statement von Bischof Dr. Stephan Ackermann als PDF (24,92 KB)

und die Presseveröffentlichung der Deutschen Bischofskonferenz:
Pressetext als PDF


 
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